Brief vom 26.05.14

Nachrichten vom 26. Mai 2014

Randalierender Häftling tot

Ein randalierender Häftling hat am Wochenende im Landshuter Gefängnis einen Atem- und Herzstillstand erlitten und ist wenig später in einem Krankenhaus gestorben.

Erste Ergebnisse der Obduktion hatten noch keine klaren Hinweise auf die Todesursache erbracht, teilte die Polizei am Montag mit. Die Staatsanwaltschaft nahm die Ermittlungen auf. Der 28jährige hatte demnach in der Nacht zu Samstag in seiner Zelle randaliert.

Dabei soll er ein Fenster zerschlagen und sich selbst Schnitte zugefügt haben.

Auch ein Sanitäter der Justizvollzugsanstalt Landshut wurde verletzt.

Nach ersten Ermittlungen wurde der renitente Häftling von den Vollzugsbeamten am Boden fixiert. Dabei erlitt er den Atem- und Herzstillstand.

Der Notarzt konnte den 28jährigen zwar noch Reanimieren, er starb aber wenig später in einem Krankenhaus in Landshut.

Eigene Recherchen und Aussagen von Mitgefangenen aus dem Bereich Absonderung zu Folge, sind gestern, dem 26. Mai, auf merkwürdige Weise fast alle Inhaftierten in den normalen Strafvollzug verlegt worden .

Mitgefangene teilten mit, das von Freitag auf Samstag um ca. 01.00 Uhr ein regelrechtes Aufgebot an Vollzugsbeamten oberhalb der Absonderung in der Abteilung U-Haft gewesen ist und angeblich ganz klar zu hören war, wie der ausländische Gefangene durch Bedienstete geschlagen wurde. Da die Praxis der Beamten so ist, dass bei einer Fixierung auf dem Gefangenen gekniet wird, besonders am Hals, ist natürlich zu vermuten, dass die Halsschlagader abgedrückt wurde. Da mir selbst bekannt ist, dass gerade die jungen Beamten arrogant und aggressiv gegen hilflose Gefangene vorgehen, ist hier eine übertriebene Maßnahme gegen den Mitgefangenen zu vermuten. Bereits vor Monaten brachte ich dieses Thema und das fehlende Einfühlungsvermögen gerade von jüngeren Beamten bei der Anstaltsleitung vor.

Bis auf den Gefangenen Edgard S. und Rudi R. wurden alle unbequemen Strafgefangenen in den normalen Strafvollzug verlegt.

Weiter anzumerken ist, das innerhalb von ca. zwei Jahren dies der siebente Todesfall ist. Bei dem jetzigen Gefangenen handelt es sich um einen ausländischen Inhaftierten, der am Münchener Flughafen eine Maschine entführen wollte und deswegen in der Untersuchungshaft eingesessen ist.

Gegen Mittag wurde mir von einem Gefangenen berichtet, dass ein Beamter – Name ist bekannt – ihm und einem weiteren Gefangenen gesagt hat, dass der verstorbene Gefangene eh ein Arschloch war und der Gefangene könne froh sein, dass er nicht mit dabei war.

Es ist unglaublich, wie sich Vollzugsbeamte diesbezüglich äußern und dass solche Personen überhaupt mit Menschen arbeiten dürfen bzw. diese ihnen anvertraut werden. Solche Beamten gehörten unverzüglich aus dem Dienst entfernt. Aus Schutz für die Gefangenen ist es mir zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich, den Namen dieses Beamten bekannt zu geben.

Der Beamte ist auch wegen anderweitigem Fehlverhalten gegenüber den Gefangenen bekannt.

Wie bereits in den letzten zwei Wochen berichtet, möchten die Inhaftierten die ständigen Schikanen nicht weiter hinnehmen und gründeten quasi eine Gewerkschaft 🙂

Hier eine Abschrift des Schreibens der Gefangenen an die Justizvollzugsanstalt Landshut, mit Forderungen wegen besseren Haftbedingungen.

Gefangene der Justizvollzugsanstalt Landshut

Berggrub 55

84036 Landshut

Wir, die Gefangenen der JVA Landshut, Berggrub 55 in 84036 Landshut, stellen mit der im Anhang befindlichen Unterschriftensammlung folgende Anträge:

1. Die Verbesserung der ärztlichen Versorgung durch die neue Anstaltsärztin

2. Die Einführung einer sinnvollen Freizeitgestaltung innerhalb des Haftraumes, wie zum Beispiel die Möglichkeit von Basteleinkauf, konkret:

Modellbau

Spiegelkratzen

Intarsienarbeiten

Puzzle

3. Bei schönen Wetter, von Mai bis September, die Möglichkeit, am Wochenende an stelle von einer Stunde Hofgang, auf 1 1/2 Stunden zu erweitern.

4. Die Erweiterung von einem Liter Milch in der Woche, auf 1 1/2 Liter mit 3,5 %’ Fettanteil.

5. Die Einstellung ständiger Schikanen insbesondere gegen ausländische Gefangene sowie den russischen Inhaftierten. Konkret möchten wir erwähnen, dass ständige Repressalien von Seiten der Sicherungstruppe an der Tagesordnung sind und Kontrollen nicht mehr im Verhältnis stehen. Geringste Kleinigkeiten führen sofort zur disziplinarischen Ahndung, ohne irgend ein Einfühlungsvermögen oder das Eingehen von sozialen und psychosozialen Belangen der Inhaftierten der Justizvollzugsanstalt Landshut. Gerade die jüngeren Vollzugsbeamten legen sehr oft ein provokatives Verhalten an den Tag. Wir bitten daher um eine Deeskalation, keine Provokation.

6; Die Einführung von Getränken beim Besuch der Angehörigen, Freunden und Bekannten sowie die Möglichkeit von Zuwendungen, so wie es in allen anderen Haftanstalten in der Bundesrepublik möglich ist.

Mit dieser Forderung wenden wir uns ausschließlich an den Anstaltsleiter Herrn Amannsberger und auch nur diesen. Um die Forderung an Menschlichkeit Nachdruck zu verleihen, sind die Gefangenen aus freien Stücken bereit, mit einem Sitzstreik während des Hofganges, gegebenfalls mit einem zusätzlichen Hungerstreik sich dafür einzusetzen.

WIR MÖCHTEN ANMERKEN, DASS ES SICH HIER UM EINEN GEWALTLOSEN PROTEST HANDELT UND BEREITS IM VORFELD DIE ÖFFENTLICHKEIT UBER DIESE AKTION INFORMIERT WURDE.

Anlage eine zusätzliche Unterschriftensammlung den Teilnehmer.

Die Gefangenen der Justizvollzugsanstalt

Lieber… , das waren also die News und ich habe diesen Brief vorbereitet und sende ihn Dir von unterwegs. Kann mir jetzt sehr gut vorstellen, wie einige Stellen aufatmen, weil ich nun verlegt wurde 🙂 Manchen ging es auch nicht schnell genug, habe ich erfahren. Jetzt denke ich an die Leute, die den Kampf nun alleine bestreiten müssen in Landshut, und ich hoffe, dass sie eine Veränderung erreichen! Herzliche Grüße an Dich und alle anderen.

Euer Rebell Andreas

Andreas Krebs, Landshut, den 27. Mai 2014

PS.

Befinde mich seit dem 03.06. in Aschaffenburg:

JVA Aschaffenburg,

Postfach 10 01 41

63701 Aschaffenburg